Im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts besuchten vier Erstklassen der Schule Spreitenbach regelmässig die
Gemeindebibliothek. Ziel war es, die Lesefreude früh zu fördern und der zunehmenden Bildschirmzeit etwas entgegenzusetzen.
Lehrerin Maria Kündig, die das Projekt mitinitiiert hat, berichtet im Gespräch mit Claudia Trefz, Bibliotheksleiterin, von ihren Erfahrungen.
Frau Kündig, wie lange unterrichten Sie bereits in Spreitenbach?
Ich habe im Februar 2007 als Lehrerin hier begonnen.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Es ist einfach schön zu sehen, wie Kinder sich entwickeln, selbständiger werden und Fortschritte machen. Ich begleite sie gern auf diesem Weg und versuche, ihnen möglichst viel
mitzugeben.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Leseverhalten Ihrer Erstklässler:innen gezielt zu fördern?
Durch Smartphones, Tablets und Games ist das Buch für viele Kinder zu etwas Ungewohntem geworden – so jedenfalls meine
Wahrnehmung. Und da auch Studien zeigen, dass die Lesekompetenz insgesamt abnimmt, wollte ich bewusst
gegensteuern. Denn wie es so treffend heisst: „Lesen ist Kino im Kopf.“
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit der Bibliothek erlebt?
Sehr positiv. Die Gemeindebibliothek war schon immer einladend und modern. Als ich mit der Projektidee auf Claudia Trefz zuging,
waren sie und Claudia Steiner sofort begeistert. Sie haben sich grosse Mühe gegeben, ein abwechslungsreiches Programm
zusammenzustellen und waren stets offen für neue Ideen und Anpassungen. Auch meine Kolleginnen aus den Parallelklassen waren sehr angetan von der Zusammenarbeit.
Was hat Ihnen am Projekt besonders gefallen?
Der Aufbau war sehr gelungen. Die Kinder lernten spielerisch, wie die Bibliothek funktioniert, wo sie was finden und wie sie sich
zurechtfinden. Es gab Geschichten zum Hören, Erzählen, Erfinden, ein Quiz, Malaufgaben und vieles mehr – abwechslungsreich und kindgerecht.
Gab es erkennbare Auswirkungen auf die Kinder?
Ja, absolut. Das Interesse an Büchern stieg deutlich. Anfangs schauten wir gemeinsam Bilderbücher an und erzählten sie
einander. Später, als die meisten Buchstaben eingeführt waren, begannen die Kinder, selbst über Geschichten zu schreiben und
zu malen – in einfacher Form, aber mit grosser Begeisterung. Dann wagten sie sich an erste Lesebücher. Ich hatte noch nie so
viele Erstklässler:innen, die so interessiert an Büchern und Geschichten waren. Früher lasen wir viel später unsere ersten Bücher.
Werden Sie das Projekt fortführen?
Unbedingt. Ich würde es sofort wieder machen – mit jeder neuen Erstklasse.
Und auch mit älteren Klassen?
Ja, das ist mein Plan. Wir haben jetzt einen Grundstein gelegt. Damit daraus eine Gewohnheit wird, werde ich auch mit meinen Zweit- und Drittklässlern regelmässig hingehen.
Und ehrlich gesagt: Wenn ich es ausfallen lasse, gibt es wahrscheinlich einen kleinen Aufstand in der Klasse (lacht).
Was möchten Sie der Bibliothek mitgeben?
Ein herzliches Dankeschön von uns Lehrpersonen! Wir haben uns bei jedem Besuch willkommen gefühlt. Die Kinder – und wir –
haben viel gelernt und freuen uns schon aufs nächste Mal.
Claudia Trefz von der Gemeindebibliothek ergänzt: „Wir danken den vier teilnehmenden Erstklassklassen von Maria Kündig, Anja
Emmenegger, Silvia Killias und Rahel Heri herzlich für ihr Engagement. Das Pilotprojekt hat gezeigt, wie fruchtbar eine
enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Bibliothek sein kann.“